Selbstwert & Kränkung

Mit Zurückweisung und Kränkung umzugehen ist für die meisten Menschen eine enorme Herausforderung. Aussagen, wie: „Lass das doch nicht so an dich ran!“ helfen hier nicht weiter. Doch, gibt es überhaupt ein Patentrezept für mehr Selbstwert?

Kränkung! Sprechen Sie dieses Wort einmal laut aus: K R Ä N K U N G. Vielleicht geht es Ihnen ja wie mir. Alleine der Begriff mit seinen harten Konsonanten lässt mich kurz erschaudern. Wie die meisten von Ihnen assoziiere ich mit einer Kränkung eine tiefe Verletzung der Seele. Und ich fühle mich einen Moment lang schlecht, ja, irgendwie „krank“, wenn ich an bereits erlebte Kränkungen in der Vergangenheit zurückdenke. An unschöne Trennungen, an Zurückweisungen meiner Selbst. Dieser kurze Augenblick einer wieder aufflackernden Verzweiflung währt aber nicht lange – nicht mehr! Denn heute lasse ich mich nicht mehr fremd verletzen und fühle mich nur noch selten persönlich angegriffen. Aber was hat sich in mir verändert, um diese Haltung einnehmen zu können?

Ich vertraue mir selbst!

Kränkungen begegnen uns fast täglich, wenn wir sie zulassen. Der Chef, der die Arbeit einer Mitarbeiterin in höchsten Tönen lobt, aber kein gutes Wort über ihren Einsatz verliert. Oder der Partner, der nicht bemerkt, dass man gerade frisch gestylt vom Friseur kommt. Beide Situationen sind mit einer gewissen Erwartungshaltung verbunden. Wir erwarten Lob, wenn wir etwas gut gemacht oder uns besonders Mühe gegeben haben. Wie Kinder können wir auch im Erwachsenenalter oftmals nicht genug Bestätigung bekommen. Je mehr wir uns aber von Außenmeinungen abhängig machen desto weniger vertrauen wir uns selbst. Irgendwann sind wir süchtig nach Fremdbeachtung. Aber wie sieht es dann mit unserem Selbstwert aus? Nicht gut! Mit der Zeit verlieren wir durch dieses Verhalten, die Fähigkeit uns selbst für etwas zu loben und uns selbst wertzuschätzen. „Warum bist du eigentlich noch nicht unter der Haube?“, wurde ich einmal auf einer Hochzeit gefragt. Meine Antwort: „Tja, war wohl noch nicht der Richtige dabei!“ Dafür erntete ich von meinem Gegenüber ein mitleidiges Nicken mit dem Hinweis: „Naja, Single sein hat ja auch Vorteile.“ Was objektiv gesehen wahrscheinlich nett gemeint war, bekam ich damals völlig in den falschen Hals. Ich dachte: „Was für ein blöder Idiot! Du bist ja nicht verlassen worden für eine andere. Single sein ist wirklich ganz toll – es ist wunderschön mit dem Kopfkissen alleine zu kuscheln!“ Ich war sehr gekränkt, fühlte mich wertlos ohne Mann an meiner Seite. Hätte man meinen Selbstwert messen können, wäre eine Flatline dabei rausgekommen. Wie stark und ob man sich überhaupt von solch einer Bemerkung verletzt fühlt, hängt maßgeblich von der Stärke des Selbstwertgefühls ab. Mein Selbstvertrauen war in besagter Situation gering und so habe ich mich angreifbar gemacht. Ich war aufgrund der Trennung von meinem Partner sensibel und vor allem verletzlich. Ich hatte das Gefühl, nicht besonders liebenswert zu sein und so traf mich der Kommentar des Hochzeitsgastes doppelt.

Selbstbewusstsein und Selbstliebe kann man lernen

Heute würde mich so eine Bemerkung nicht mehr so leicht aus der Bahn werfen. Sie würde mir maximal noch einen Mini-Piks versetzen. Doch was ist heute anders, schließlich bin ich immer noch solo! Meine Gedanken haben sich verändert. Damals habe ich den Kommentar als persönliche Beleidigung empfunden. Negative Glaubensätze, wie „ich werde nie wieder einen Mann finden, niemand findet mich attraktiv, ich bin nicht gut genug“, haben den Minderwertigkeitsgefühlen und meinem mangelnden Selbstvertrauen weiter Auftrieb verliehen. Heute würde ich stattdessen denken und es vor allem auch laut aussprechen: „Stimmt, ich bin Single! Und ja, ab und zu fehlt mir ein Partner. Aber ich habe tolle Freunde, wunderbare Talente und ich tue lauter Dinge in meinem Leben, die mich sehr erfüllen.“ Dieser Satz hat übrigens nichts mit Schönfärberei zu tun. Ich nehme die Dinge einfach an, akzeptiere wer ich bin und überprüfe Aussagen auf ihren Wahrheitsgehalt. Vor allem habe ich aber gelernt mich zu loben, mich anzunehmen und meine Bedürfnisse und Wünsche wahrzunehmen und zu äußern!

8 Dinge, die das Selbstwertgefühl stärken:

⇒ Ich vertraue mir und meinem Können

⇒ Ich lobe mich öfter selbst

⇒ Ich nehme positive Dinge wahr

⇒ Ich stärke meine Ressourcen

⇒ Ich bin offen für Neues

⇒ Ich gehe achtsam mit mir selbst um

⇒ Ich versuche mutig zu sein

⇒ Ich kenne meine Grenzen und kommuniziere diese auch